Fisimatenten

Flohzirkus – ein absurdes Twitter-Improtheater

Picasso malt einen Mops an den Himmel

Es gab keinen Plan. Kein Hashtag. Wir wollten nur Spielen.

 

Angesichts der Business- und Marketingisierung in den sozialen Netzwerken, bei dem sich gefühlt alles immer nur um Reichweite und Reputation und der vielbeschworenen Authentizität dreht, wollten wir einfach mal wieder Schabernack treiben. Wibke und Harald hatten es angestoßen: „Bewusst keine Hashtagkamapagne. Kultur, Spiel, Improtheater und künstlerische Interventionen. Etwas, das bewusst nicht messbar und nicht leicht einsteigbar ist. Also nicht vorab kommuniziert, nicht als Aktion gekennzeichnet und auch nicht für andere entführbar. Unser Ding zum Austoben. Der Rest vom Fest: Publikum. Es geht nicht um ein Geschäftsmodell. Es geht ums Spaß und Spiel. Ums Machen.“

Die Kulturkonsorten, Kulturfritzen, Herbergsmütter und Michael Stacheder waren die Akteure in der Flohzirkusmanege.

Nachdem wir einen Termin gefunden hatten, gab es zwischendurch immer mal spontane, kurze Fingerübungen in der geheimen Facebookgruppe. Somit hatten wir am Sonntag schon zwei liebgewonnene Figuren: Das Ei und den Mops. Über fünf Stunden haben wir dann ein absurdes Impro-Theaterstück gespielt. Kurzzeitig trendeten sogar Mops und Picasso.  Wir haben, zumindest im ersten Drittel, ausschließlich ohne Mentions, Replys und Zitate getwittert. Somit war das für Außenstehende wirklich schwer nachvollziehbar und gewiss irritierend. Follower wurden absichtlich oder unabsichtlich integriert, manche machten einfach mit, andere wunderten sich, einige entfolgten. (Aber gar nicht so viele).

Der Tweet von Max von Malotki passte wunderbar in die Geschichte und kam genau zum richtigen  Zeitpunkt. Serendipität.

Die Improregeln, alles annehmen, was angeboten wird, auf andere achten, auf andere eingehen, hat fast durchgehend funktioniert, auch wenn die gar nicht alle kannten, immer wieder wurde zu gesetzten Figuren oder Themen zurückgekehrt, sowie neue Impulse gegeben. Es war beglückend zu sehen, wie sich zwölf Menschen, die sich zwar ganz gut kennen, aber ohne Absprache und Konzept, nur mit einer groben Idee im Kopf, leichtfüßig aufeinander einlassen und eingrooven. Wie das ganze eine Aufmerksamkeit bekam, sei es durch Reaktionen der Follower, oder das trenden der verwendeten Worte. Eine gelungene Intervention, spontan und aus dem Moment heraus. Und abgesehen davon hatte wir alle einen Megaspaß.
Über 500 Tweets haben wir produziert (lacht irre). Im Storify blieben zwar einige Tweets beim Import auf der Strecke, die eine oder andere Nebengeschichte habe ich weggelassen, einige spätere Quotes auch, weil die hier nicht aufgelöst werden. Das Storify kursiert schon bei Facebook und Twitter und einige Kommentare sind bemerkenswert:

„… Zuerst dachte ich ihr seid alle gemeinsam wo und die Texte sind aus einem Buch …“

„… gerade nachgelesen – das Beste, was ich seit langer Zeit auf Twitter las, cool auch mit Anchor – …“

Ich hab immer wieder reingelesen und fand es ausgezeichnet. Unklare Grenze zwischen Akteuren und Zuschauern, aber das war sicher gewollt.

Ja, das war es. 🙂

Was lehrt uns das?
Weniger Stock im Hintern würde mancher SocialMedia Kampagne guttun.
Traut euch mehr und probiert mehr aus.
Spielt.

Und hier nun die ganze Geschichte zum Nachlesen, mit dem Mops, dem Ei, dem  Misthaufen, Madame, Luise, Picasso und vielen anderen mehr: Flohzirkus  [Achtung, es öffnet sich ein PDF]

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