„In der Mitte des Platzes steht eine grüne Vespa. Über den Platz gehen zwei Männer mit einem Kinderwagen. Einer der Männer trägt eine Wasserflasche.“
Ich sitze am Rande des Wiener Platzes in Köln-Mülheim. Ich trage Funkkopfhörer. Eine Stimme macht mich auf Alltagsszenen aufmerksam. Ich weiß, ich bin Teil einer Theaterperformance im öffentlichen Raum. Ist das, was ich sehe, was die Stimme beschreibt, echt – oder inszeniert? Ich bin angespannt, denn ich habe keine Ahnung, was mich in den nächsten zwei Stunden erwartet.
Weltproben – Eine Versammlung
Drama Köln verzichtet bewusst auf klassische Theaterräume und besetzt für seine Inszenierungen den öffentlichen Raum oder gewerbliche Leerstände. In Weltproben geht es um den Alltag als Simulation, als Reenactment. Die Zuschauer sind zugleich Beobachter und Darsteller. Regisseurin Philine Velhagen dazu im Interview bei Choices: „Mich interessiert daran, im Betrachten des Alltags mit der Welt in Verbindung zu treten. Durch die Beobachtung geht eine Welt hinter der Welt auf, die man vorher nicht gesehen hat.“
Mehr musste ich gar nicht wissen, um mich anzumelden. Per Mail. Auf diesem Wege kamen dann die Instruktionen, wo und wie das Spiel beginnen würde. „Ziehe dich wetterfest an, sei gerüstet.“ Allzuviel möchte ich über den Beginn gar nicht erzählen. Schließlich saß ich am Rande des Wiener Platzes, trug Funkkopfhörer und beobachtete, geleitet von der Stimme aus dem Off, das Geschehen vor Ort.

Wie haben wir das eigentlich gelernt, dieses Sich bewegen im Alltag, dieses So-Sein im öffentlichen Raum?
Wer meine Mitspieler, wer die anderen Zuschauer waren? Beobachtete ich nur oder wurde ich selbst auch beobachtet? Der selbstverständliche Alltag begann, sich fremd anzufühlen. Ein „Uns“ formte sich, forciert durch Hinweise der Stimmen aus dem Off. Jemand sah uns. Sprach uns auf unser Sitzen, Schreiten, Sein an. Lobte Selbstverständlichkeiten. Der Körper, das Sein, begann, sich fremd anzufühlen.