Fisimatenten Hausbesuch

KultourWallonie 2024: Gemeinsam in Lüttich

Das Prinzip bei unserer KultourWallonie ist, dass jede von uns zwei Tage alleine unterwegs ist. Jede in einer anderen Region. Am dritten Tag kommen wir dann alle sternförmig zusammen und verbringen anderthalb Tage gemeinsam an einem Ort. In diesem Jahr war das Lüttich und grandioserweise war auch Barbara Buchholz, unsere “Betreuerin” von Visit Wallonia, mit dabei.

Anke konzentriert sich in ihrem Blogpost zu Lüttich auf die fabelhafte Streetart-Führung, die wir am Sonntag machten.

Da wir jetzt nicht alles doppelt und dreifach beschreiben wollten, haben Wibke und Ute sich entschieden, hier gemeinsam unsere Zeit in Lüttich zu beschreiben.

Ute:

Auf dem Weg von Spa nach Lüttich machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Kloster Stavelot, das ja kein Kloster mehr ist. Mein Herz hüpfte kurz, als ich das große Banner zur Martin Parr Ausstellung sah, aber die war schon seit einer knappen Woche vorbei. In der Abtei gibt es mehrere Museen: das Historische Museum des Fürstentums Stavelot-Malmedy, das Guillaume Apollinaire Museum, das Museum der Rennstrecke von Spa-Francorchamps und es gibt immer eine Sonderausstellung.

Ich spazierte nur einmal um das Kloster herum, bewunderte die Ausgrabung der Überreste der großen ottonischen Wallfahrtsabtei und trank einen Kaffee.

Weiter ging es zur Gileppe-Talsperre. Die ist wirklich beeindruckend. Hier kann man einiges erkunden, man kann das Innere der Staumauer besichtigen, es gibt einen Kletterpark, den riesigen Löwen und man kann drumherum schön wandern. Ich bin nur einmal den Aussichtsturm mit den gläsernen Außenaufzügen hochgefahren – huiiiii – habe ein paar Fotos und Videos gemacht und bin wieder runtergesaust.

Dann aber auf nach Lüttich.

Ich habe alles gut und auf Anhieb gefunden – auch das Parkhaus – und als ich in die kleine Gasse kam, in der unser Hotel Neuvice war, saß Barbara schon wartend vor der Tür.

Gässchen in der Lütticher Altstadt
Gässchen in der Lütticher Altstadt

Wibke, wie war deine Anreise?

Wibke:

Einfach macht es Lüttich einem nicht, finde ich. Der erste Besuch nach langen Jahren überforderte mich, als ich 2022 bei der ersten KultourWallonie mit dem Rad aus dem beschaulichen Herver Land kam und „mal eben“ einen Abstecher in die Stadt an der Maas machen wollte. Puh, nee. Die nächsten Besuche (mit Bahn-Anreise) veränderten das. Gründlich. Diesmal erreichte ich Lüttich wieder mit dem Rad. Ich näherte mich aus dem Norden und wuselte mich durch Baustellen durch. Es passiert viel in und um Lüttich. Die Stadt erfindet sich nicht mal neu: Sie besinnt sich auf Wesentliches und schafft Platz für Menschen, die nicht im Auto sitzen.

Ich kam in Lüttich an und fühlte mich diesmal sofort zuhause. Es lohnt sich sehr, sich diese Stadt anzueignen. Man bekommt allmählich auch einen Eindruck, wie es sein wird, wenn die Tram fertig ist. Eine idyllische Stadt wird Lüttich sicher nie werden. Aber eine inspirierende, vielgestaltige Stadt mit idyllischen Nischen ganz gewiss. Eigentlich ist sie das schon jetzt. Nach Lüttich? Immer wieder. Und ich fand es richtig schön, als ich durch die Gasse fuhr und Euch da vorm Hotel stehen sah.

Ute:

Ich fand unser Hotel übrigens sehr super. Grundsätzlich sind wir ja alle mehr Fans von B&B oder Ferienwohnungen. Ich war in letzter Zeit aber auch öfter in schicken Hotels, oder auch sogenannten Designhotels, aber ich muss sagen, dass ich dann oft genug – auch in Anbetracht der Preise – manche Details einfach schlecht finde. Aber hier im Hotel Neuvice war alles perfekt. Mitten in der Altstadt, in einem engen Gässchen, war das im 18. Jahrhundert die Druckerei und Wohnhaus von JeanFrançois Bassompierre. Ein altes Fachwerkhaus mit kleinem Innenhof. Man erreicht sein Zimmer treppauf, treppab, durch verwinkelte, enge Flure und betritt dann ein riesiges Zimmer. Sehr schick eingerichtet und gestaltet. Top modern, aber mit viel Fingerspitzengefühl für das Alte. Wer mich kennt, weiß, dass das Leselicht am Bett für mich ein wichtiges Qualitätsmerkmal in einer Unterkunft ist (und es ist in 85% der Fälle einfach schlecht, egal, ob mieses kleines Appartement oder “Designhotel”.) Das ist hier spitzenmäßig. Und man kann die drölfzig Lichtstimmungsvarianten mit EINEM Lichtschalter ausschalten! Tolles Bad, gratis Kaffee, Tee und Wasser zur Verfügung. Und den Sessel hätte ich am liebsten mit nach Hause genommen. Absolute Hotelempfehlung für Lüttich.

Wibke: 

Nachdem wir unser Gepäck und ich mein Rad im Hotel sicher untergebracht hatten, flanierten wir frohgemut in den gemeinsamen Tag.

Aber erst mal Fritten! Barbara führt uns in die Rue de Mineurs und dort zur „Saperlipopette à la patate – La cuisine“.  Ein Familienunternehemn, das mit einer Konditorei und Bäckerei startete und inwischen vier kleine Dependancen in unmittelbarer Nähe zueinander hat – und eben diese formidable „cuisine“ Hier gibt es akkurat frittierte Frites. In Kooperation mit Cafés ringsum kann man seine Fritten dort essen und bei einem Getränk Platz nehmen. Super gelöst! Und so sitzen wir in einem Café neben einem Brunnen unter hohen Bäumen, futtern selig die köstlichen frittierten Sonnenstrahlen und betrachten das rege Treiben.

Die Kultur einer Stadt wird auch geprägt durch die Läden. Wir besuchen die sehr tolle Buchhandlung, Toutes Directions, die auf Reiseliteratur spezialisiert ist. Aber auch sehr tolle Kochbücher mit lokalen Genüssen und Länderküchen aller Welt gibt es. Und eine richtig schöne Kinderbuchabteilung.

Nicht weit entfernt öffnen wir die Tür zu dem ziemlich abgefahrenen Second-Hand-Laden Cultivarium, mit Büchern, Musik und, äh, Dingen. Es geht vorne rein, einmal über verschiedene Etagen durch kunstvoll gestaltete Räume, einmal runter zu den Überresten des ersten Pont des Arches (Brücke über die Maas nebenan), erbaut um das Jahr 1026 unter dem Fürstbischof Réginard (1025-1037) und am Ende flutschen wir ein bisschen atemlos und himmlisch inspiriert wieder auf die Straße. Was war das denn für ein fantastischer Laden?

Cultivarium
Cultivarium

Wir besuchen dann noch einen das Geschäft Wattitude, das Produkte der Region und von Menschen aus Lüttich anbieten: von Bier über Büchern und Comics bis zu Textilien, Keramik und Papeterie-Kunst. Ein bemerkenswerter Einblick in die Schöpfungskraft, die in dieser ungewöhnlichen Stadt Zuhause ist.

Blick in ein Geschäft,
Hier ist alles normal

Am späten Nachmittag kehrten wir noch in den richtig schönen Biergarten der Brasserie C,  der Brauerei, in der das gute Curtius-Bier gebraut wird. Der Biergarten liegt am Hang gleich in der Nähe der legendären Treppe zum Montagne de Bueren. Man hat einen formidablen Blick auf die Dächer der Stadt. Der Biergarten hat mehrere Ebenen, so dass man  entscheiden kann, ob man es eher gesellig oder eher ruhig haben möchte. Wir wählten „ruhig“. Dass sich in der Nähe erstmal eine Gruppe mittelalter Deutscher mit eher peinlichen Verhaltensauffälligkeiten (warum müssen Männer in Gruppen so oft lautstark zwinki-zwonki-zwangslustig sein?) niederließen – uff. Aber sie waren dann doch recht schnell wieder weg. Wir nicht, denn wir nutzten den schönen Ort, um Bilder zu sichten, was zu posten – wir waren ja nicht nur zum Spaß da, ne?

Ute:

Nach der “Arbeit” war es dann auch schon fast Zeit fürs Abendessen. Wir aßen im vegetarischen Restaurant Como en Casa,  regional und saisonal. Nach all den sehr fleischlastigen Erfahrungen bislang, war das mal sehr erfrischend. Hier waren die Vorspeisen besonders gut.

Nachdem wir in unseren Hotelzimmern Gutscheine für die Cocktailbar Volga bar d’atmosphère (Facebook-Link!) entdeckt hatten, mussten wir die natürlich auch noch einlösen. Wie das mit Gutscheinen so ist, gibt es manchmal einen kleinen Haken, denn pro Tisch/Gruppe konnte man nur einen Gutschein einlösen. Aber egal, die Location und das Personal waren so nett und die Cocktails originell und lecker.

Danach flanierten wir noch ein Stückchen an der Maas entlang, Anke hat noch zwei Luftballons gerettet und weiterverschenkt,  bevor wir müde und glücklich in unsere Betten fielen.

 

Lunch im Bistro des Museums Grand Curtius
Lunch

Am nächsten Morgen trafen wir uns im Frühstücksraum des Hotels, bevor es zu unserer Verabredung mit Brigitte Halmes zur Streetart Führung ging.

Nachdem wir da in zwei Stunden einen ganz ordentlichen Marsch durch die Stadt gemacht haben, mussten wir natürlich wieder essen. Wir saßen gemütlich im Bistro des Museums Grand Curtius, und nahmen einen kleinen Lunch.

 

Ach ja, noch ein kleiner Exkurs: Im März waren wir ja bei einer Pressereise zur BIP – Biennale de l’Image Possible – schon in Lüttich gewesen. Ute schrieb hier, Wibke hier und Anke hier darüber. Die fand in der ehemaligen Bibliothek „Les Chiroux“, mitten im Stadtzentrum statt. Die neue Mediathek B3 eröffnete 2023 und während unserer Streetart-Führung standen wir plötzlich davor. Ein ganz schönes Raumschiff, das das Brüsseler Architekturbüro 51N4E entworfen hat.

Mediathke B3 in Lüttich
Mediathke B3 in Lüttich

Und dann war unsere diesjährige, wunderschöne KultourWallonie auch vorbei. Wibke und Barbara hüpften auf ihre Räder, um zum Bahnhof zu fahren, Anke und ich kramten unsere Autos aus diversen Parkhäusern und sausten Richtung Köln.

Noch ein paar Impressionen:

A bientôt, Wallonie!


Transparenz: Wir fuhren im Auftrag von Visit Wallonia in die Wallonie. Alles war bestens vorbereitet, organisiert und gebucht. Fahrtkosten, Übernachtungen, anfallende Eintritte und Führungen, sowie Mahlzeiten wurden übernommen, zudem wurde jeweils ein kleines Honorar gezahlt.

 

 

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2 thoughts on “KultourWallonie 2024: Gemeinsam in Lüttich
  1. Juhuu. Das ist schön, jetzt alles nochmal zum Nachgucken zu haben. Das Hotel war auch mein Favorit – richtig toll. Und das Restaurant!!!! Wir haben echt viel ausgecheckt für euch und für unsere nächsten Lüttich-Reisen. Da werde ich auf jeden Fall noch ein paarmal wieder hinfahren. Der Abschluss der Kultour-Wallonie ist für mich immer die Kirsche auf der Torte. Und dass Barbara noch dabei war diesmal – besser geht’s nicht.
    Mein Street-Art Beitrag kommt asap.

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