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Der Putzeimer in der Kunst

 

Ein nachlässig hingeworfenes Tuch, dahinter ein schräg gestellter Besen. Gegenüber ein hölzerner Putzeimer. Wer im Wallraf-Richartz-Museum vor dem Bild „Ein Paar mit einem Papagei“ (Pieter de Hooch) steht, wird automatisch zum Voyeur. In einem Zimmer spielen sich reichlich anzügliche Geschichten ab. Wer einigermaßen bewandert im Volksmund ist, der kapiert das sofort. Denn „über den Besen verheiratet sein“ bedeutet: eine Affäre haben. Der aufgerichtete Besen – man kann in ihm auch ein Phallus-Symbol erkennen.

Im Rahmen unserer #kunstputz Aktion haben wir unseren Radar auf alles eingestellt, was mit Putzen, Putzutensilien, Reinigen, Staub im weitesten Sinne zu tun hat. Selbstverständlich schauten wir auch in der Kunst nach. Spontan fällt ja jedem dazu die legendäre Fettecke ein oder die Beuyssche Badewanne, die eine eifrige Putzfrau sauber schrubbte. Aber wie ist das mit dem Motiv Putzen? Ist das relevant in der Kunst?

Dazu kann man wunderbar das Tagging-Tool Artigo befragen. Es gab einige Treffer und auch zur Detailabfrage Besen fand sich Interessantes. Es kommt häufiger vor, dass Maler wie in dem oben beschriebenen Bild  die Putzutensilien arrangieren. Im Rijksmuseum findet man auf einem Bild von Vermeer einen kleinen Rundbesen mit nachlässig ausgezogenen Holzklotschen. Im Hintergrund wird ein Liebesbrief überbracht. Da! Wieder der hochgehobene Zeigefinger und die Mahnung, dass man sich gefälligst nicht von den wichtigen Dingen (sauber machen) ablenken lassen soll!

Putzfrauen (ohne Bild)

Beide Beispiele sind aus dem Goldenen Zeitalter – der barocken Malerei der Niederlande. Es gibt das Motiv aber auch in der Moderne. Ganz wunderbar sind die beiden Skulpturen von Duane Hanson. Eine davon ist in Stuttgart in der Staatsgalerie zu sehen. Leider können wir hier kein Bild zeigen (Rechteproblematik!). Aber schaut mal hier. Durch den Verzicht auf Sockel oder Ähnliches holt der Künstler seine Figuren direkt aus dem Alltag ins Museum. Keine Beschönigung. Da kriecht eine nicht mehr ganz junge Frau über den Boden, um auch alle Flusen zu erwischen. Abgearbeitet sieht sie aus! Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Putzen auch!!

Nachtrag: Wibke hat zum Zeichenstift gegriffen und die Putzfrau für unser Blog nachgekritzelt. Was für ein Glück – so könnt ihr schon ohne Klick einen Blick auf sie werfen. Beim Zeichnen beschlich Wibke übrigens ein komisches Gefühl der Traurigkeit. Ob der Vergeblichkeit des Putzens. Letztendlich sei es eine undankbare Aufgabe, meinte sie. Dass man auf solche Gedanken kommt, das kalkuliert Hanson in seiner Inszenierung bewusst ein!

putzfrauWibke

Die zweite Putzfrau Hansons hat sogar einen Namen. Queenie! Eine Schwarze (zu sehen in der Hanson Collection, Florida). Hier könnt ihr sie kennenlernen. Ihr Blick … und das gesamte Arrangement der Installation bringt eine Realtitäsnähe, die schon fast weh tut. Besonders interessant: wie Duane Hanson sämtliche Putzutensilien durchdekliniert und damit einen äußerst haptischen Alltagsbezug hinbekommt.

Ja, schade, dass wir die Putzfrauen draußen zeigen müssen! Aber wohl dem, der alte Meister hat 🙂 Und so kommt hier zum Schluß noch mal das Ausgangsbild!

2003_22

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